Wenn ich nur wüsste, warum er sich zurückzieht.
Wenn wir doch miteinander reden könnten.
Franziska leidet und sie versteht ihren Sohn nicht. Sie ringt um ihn, um sich selbst. Es geht um loslassen und neue Wege finden. Und die sind überraschend.
Textauszug:
Angst
Sonntag - ein grauer, kalter Februartag.
Franzi schielt auf die Leuchtanzeige des Weckers. Acht Uhr - sie will nicht aufstehen. Das Bett ist warm und kuschlig. Hier fühlt sie sich geborgen. Hier kann ihr nichts passieren. Doch schlafen kann sie nicht mehr. Beim Herumliegen drängen sich Gedanken und Gefühle auf, gegen die sie sich nicht wehren kann. Sie kommt mit den Verletzungen nicht klar, die die Schwiegertochter ihr angetan hat. Und ihr Junge ruft nicht an. Jeden Sonntagabend ist sie es, die sich meldet. Sie hält es nicht aus, nichts von ihm zu hören. Und die kurzen Gespräche, eigentlich sind es keine Gespräche, es kommt nie eins zustande, machen sie nur traurig. Es läuft immer nach dem gleichen Muster ab. Franzi fragt: Wie geht es dir? Was gibt's Neues? Seit Weihnachten erwähnt sie Ines nicht mehr. Sie fragt nicht mehr wie vorher: Wie geht es euch? Sie kann und will Ines nicht erwähnen. Und dann immer dieselbe Antwort: Nichts, alles in Ordnung.
Und Franzi wieder: Ich mache mir Sorgen, weil du gar nicht anrufst.
Er darauf: Warum soll ich anrufen, wenn es nichts zu erzählen gibt.
Sie spürt seinen Unwillen und wünscht eine gute Woche. Meist fließen hinterher Tränen und sie fragt sich: Was habe ich falsch gemacht? Diese Frage verfolgt sie ständig. Nur gut, dass sie ihre Arbeit hat und sich mit vielen anderen Sachen beschäftigt, aber ist mal Pause, steht die Frage sofort wieder parat, als ob sie nur darauf warte, sich Gehör zu verschaffen. Sie ist so übermächtig. Und sie fragt sich immer wieder: Warum hast du mit Männern kein Glück, nicht einmal mit dem eigenen Sohn?...